Schnelle Hilfe bei schweren Unfällen: eCall

Am 4. Dezember 2007 rückten Feuerwehr und Rettungsdienste zu einem schweren Unfall einer Oberklassen-Limousine aus. Gurtstrafferund Airbags gaben ein Signal – und sendeten die GPS-Koordinaten, um Hilfe anzufordern. Gerettet wurden: Crash-Test-Dummies. Der TÜV in Köln hatte schlichtweg vergessen, ein in der Erprobung befindliches, eCall-ähnliches System vor dem Crash zu deaktivieren. Dieser Unfall schreibt sich als erster „eCall-Unfall“ in die Geschichte des neuen Systems ein. Im Ernstfall soll das ab 31.März 2018 für neue Automodelle verpflichtend eingeführte eCall-System durch die schnellere Hilfe mehr Leben retten denn je. Alles, was du darüber wissen willst, erzählt dir FRIDAY hier.

Das solltest du auf jeden Fall wissen

  • Call ist Pflicht: Alle neuen Fahrzeugmodelle müssen eCall per EU-Gesetz an Bord haben – ab dem 31.03.2018. 
  • eCall wählt bei schweren Unfällen von selbst die 112: Das eCall-System besteht aus mehreren Komponenten, wie Sensoren, Steuereinheit, Lautsprecher und Micro sowie GPS-Empfänger etc. 
  • eCall und der Datenschutz: Laut ADAC unbedenklich – da Daten ausschließlich nach einem Unfall versendet werden. 
  • eCall nachrüsten? Eine Alternative als UMS-Lösung mit Adapter für den Zigarettenanzünder sowie Smartphone-App ist möglich, jedoch kostenpflichtig. 

Via eCall können 2.500 Menschenleben im Jahr gerettet werden. Durch die Verkürzung der sogenannten Golden Hour of Shock – den 60 Minuten, die zwischen Unfall und Klinik-Eintreffen für Verletzte nicht überschritten werden sollte. In diese Stunde fallen die Anfahrt der Rettungskräfte, die Erstversorgung sowie der Transport. Da eCall automatisch Verbindung aufnimmt, verschwinden die bangen Minuten, die vergehen, bis jemand Hilfe ruft – was bei einem einsamen Unfall auf eisglatter Landstraße mit Bewusstlosigkeit entscheidend zur Lebensrettung beiträgt. 

Doch erst einmal heißt es Achtung: eCall ist ab dem 31. März 2018 nur für die neuen Modelle unter den Neuwagen verpflichtend. Das überliest man gern. Auch wenn du einen Neuwagen kaufst, ist also nicht automatisch eCall integriert. Es muss auch eine neue Modell-Reihe sein. Bis sich das eCall-System für alle Verkehrsteilnehmer im Pkw durchgesetzt hat, vergehen sicher viele Jahre. Allerdings kannst du dein Fahrzeug einfach mit einem Ersatz-System ausstatten. Doch dazu später mehr.  

Zuerst geben wir Antwort auf die Frage: Wie funktioniert das eCall-System?  

eCall – die Technik: so funktioniert’s

eCall steht für „Emergency Call“ – also den Notruf. Als automatisches Notrufsystem im Kraftfahrzeug meldet es bei einem Verkehrsunfall automatisch deinen Unfall in Europa einheitlich an die 112. Bei einem Unfall registrieren Crash-Sensoren Geschwindigkeit, ruckartiges Stehen, Druckverhältnisse im Auto sowie den Zustand der Karosserie. Im Ernstfall wählt eCall also 112 – und schaltet Mikrofon und Lautsprecher an. Meldest du dich nicht, erfolgt automatisch dieRettung. Per GPS werden über das eCall-System deine Position und deine Fahrzeugdaten mitgeteilt, so dass Feuerwehr, Polizei undNotarzt dich zuverlässig erreichen. Werden die Airbags ausgelöst wie bei einem schweren Unfall, aktiviert dies das eCall. Rempelst du beim Ausparken den Stoßfänger deines Parknachbarn, reagiert eCall nicht. Das eCall kannst du auch manuell auslösen und so schnelle Hilfe anfordern – z.B. bei einer plötzlichen Herzattacke des Fahrers.

Im Überblick – das eCall-System

  • Unfall: Die eCall-Sensoren erfassen einen schweren Unfall und bauen eine Verbindung auf. 
  • Übermittlung: Daten werden an die Rettungsleitstelle unter 112 übermittelt. 
  • Kontakt: Sprachkommunikation wird versucht. 
  • Rettungsmaßnahmen: Feuerwehr, Polizei und Notarzt werden zur Unfallstelle koordiniert. 

Diese Bausteine sind im Notrufsystem eCall:

  • Manueller Auslöser: für die Auslösung eines Notrufs durch einen Insassen 
  • Crash-Sensor: zur Prüfung der Unfallstärke – so dass ausschließlich schwere Unfälle den Notruf automatisch auslösen 
  • Steuergerät: zur Meldung deines Standorts an die Rettungsleitstelle 
  • GPS-Empfänger: für die exakte Übermittlung deines Standorts 
  • GSM-Antenne: zur Sendung des Notrufs 
  • Mikro und Lautsprecher: zur Kommunikation mit der Rettungsleitstelle, sofern noch möglich 
  • Notstromversorgung: damit auch bei einem Kurzschluss eCall weiter in Funktion bleibt 
  • Kontrollleuchte: zur Überprüfung für die Einsatzbereitschaft des eCall-Systems 
  • Rettungskarte: mit wichtigen Infos über dein Fahrzeug

eCall & Datenschutz

Erfolgt dein Notruf über eCall automatisch oder manuell, kommen in der Rettungsleitstelle folgende Daten an: 

  • Unfallzeit 
  • Auslösung: automatisch oder manuell 
  • Personenanzahl: sofern Sicherheitsgurte angelegt sind 
  • Fahrzeug-Position 
  • FIN: deine 17-stellige Fahrzeug-Identifikationsnummer 
  • Fahrtrichtung 
  • Weitere sowie optionale Daten 

Zum Thema Datenschutz wurde viel diskutiert: Besteht die Möglichkeit, dass mein Auto mit eCall ungewollt Daten über mich sendet? Können Daten benutzt werden, ohne dass ich es will – zu meinem Nachteil? Die Sorge von Autofahrern will natürlich ernstgenommen sein, ist für den ADAC jedoch unbegründet. Denn die strengen Datenschutzbestimmungen der EU-weit gültigen Verordnung für die Funktionen des eCall greifen.  

Als langjähriger Befürworter des eCall-Systems sieht der ADAC keine erhöhte Datenschutzgefahr. Denn eCall sendet Daten an die Rettungsleitstelle erst unmittelbar nach einem Unfall. eCall zeichnet auch keine Daten während der Fahrt auf. Und eCall sendet keine Daten an den Fahrzeughersteller – es sei denn, du hast mit diesem eine gesonderte Vereinbarung über weitere, etwa kostenpflichtige Dienste. Die SIM-Karte bucht sich nach der Gesetzesvorschrift erst dann in das stärkste vor Ort vorhandene Mobilfunknetz ein, wenn es zum Unfall kommt – und wählt dann einheitlich die Nummer 112. Im Falle eines Verkaufs deines Autos ist deshalb auch keine Aktualisierung deiner Daten notwendig, da das eCall-System über dich als Fahrer oder Halter keine Daten speichert.

eCall in der EU: Hintergründe

Als wichtiges Projekt der eSafety-Initiative der Europäischen Kommission ist der Gedanke von eCall, bei schweren Unfällen automatisch einen Notruf abzusetzen, nicht neu. Ein ähnliches Notrufsystem testete die Bundesanstalt für Straßenwesen in Deutschland bereits 1982 unter dem Namen Auto-Notruf-System. Dabei wurde die Rettungsleitstelle über ein Notfunkgerät gerufen. Dieses Projekt setzte sich nicht durch. Es wurde jedoch gleichwohl 2001 im Rahmen des „Jugend forscht“-Wettbewerbs vorgestellt und schließlich im Jahr 2011 von der Europäischen Kommission erneut aufgegriffen. Bis zum EU-weiten Gesetz in 2018 entwickelten einige Automobil-Hersteller eigene Lösungen, so zum Beispiel den Unfallmeldedienst. Aufgrund der datenschutzrechtlichen Diskussionen verzögerte sich die Verordnung bis zum verpflichtenden, bekannten Termin: dem 31. März 2018. Seit diesem Termin sind Autohersteller per Gesetz zum Einbau der eCall-Systeme in die neuen Modelle verpflichtet. Die anfallenden Daten von eCall dürfen zu keinem anderen Zweck verwendet werden – und die Ortungsdaten unterliegen der Anforderung nach kontinuierlicher Löschung. 

eCall ausschalten: nicht vorgesehen

Die Deaktivierung von eCall ist nicht möglich – und auch nicht vorgesehen. Denn eCall ist für die neuen Fahrzeugmodelle ab dem 31. März 2018 Bestandteil der Typzulassungsprüfung. Die Entfernung von eCall führt damit zum Erlöschen der Betriebserlaubnis des Fahrzeugs. Bei einer TÜV-Untersuchung droht die Verweigerung der TÜV-Plakette. Außerdem droht das Erlöschen des Versicherungsschutzes im Falle eines Unfalls. Der Idee zur Deaktivierung erteilen wir daher eine klare Absage.

eCall nachrüsten: das musst du wissen

eCall nachrüsten im strengen Sinne funktioniert eher nicht – einen Unfallmeldedienst für deinen Gebrauchten in Betrieb zu nehmen, stellt jedoch kein Problem dar. Zum Nachrüsten besteht natürlich keine Verpflichtung.  

Den Unfallmeldedienst nutzt du in der Regel über einen Unfallmeldestecker (UMS-Stecker) für deinen Zigarettenanzünder im Auto sowie eine Smartphone-App. Der per Sensor vom UMS erfasste Notruf baut dann über dein Smartphone im Ernstfall eine Sprechverbindung auf. Sollte die Kommunikation nicht möglich sein, machen sich automatisch die Rettungskräfte auf den Weg. Der Notruf geht dann allerdings nicht per 112 direkt an die öffentliche Stelle, sondern erfolgt zunächst an den Anbieter des Unfallmeldedienstes. Der Anbieter – etwa dein Kfz-Versicherer – nimmt dann wiederum umgehend den Kontakt zur Rettungsleitstelle auf. Natürlich ist auch die manuelle Anforderung von Hilfe über die Smartphone-App möglich. 

Wir sind uns einig: Nach einem Unfall ist schnelle Hilfe wichtig. Damit du dir keine Sorgen um die finanziellen Folgen machen musst, ist der richtige Versicherungsschutz entscheidend.

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