Winterreifen im Sommer fahren?

Aktualisiert am: 23. September 2024

Winterreifen im Sommer fahren? Spart doch Geld – denkst du vielleicht. Und es gibt auch kein gesetzliches Verbot. Stimmt! Bleibt noch die Frage, ob der Sommer deinen Winterreifen schadet. Und wenn ja – wie sehr? Es gibt aber auch noch andere Gründe, Winterreifen nicht im Sommer zu fahren. Und sich besser Pi mal Daumen nach der alten Weisheit bei Reifen zu richten: Von O bis O – von Oktober bis Ostern – sollst du deine Winterreifen fahren. Eventuell fährst du auch mit der Alternative Ganzjahresreifen besser durch beide Jahreszeiten. Alles, was du zum Thema Winterreifen im Sommer wissen möchtest, erfährst du hier.

Wenn der Sommer lockt, denkst du vielleicht ans Reifen wechseln. Und daran, dass deine To-do-Liste eigentlich voll genug ist. Die Winterreifen wechseln, bedeutet nämlich meist: noch ein Termin – und darüber hinaus kostet es Geld. Da liegt doch die Idee nahe, die Winterreifen auch im Sommer zu fahren sowie Kosten und Mühe zu sparen. Reifen ist doch Reifen – oder nicht?

Winterreifen und Kfz-Versicherung

Der Gedanke ist richtig: Wer die Winterreifen drauf lässt, fährt im Winter die richtigen Reifen, wenn es die Witterung erfordert. Stimmt. Und er wird per Gesetz auch nicht dazu verdonnert, die Winterreifen zu wechseln. Winterreifen im Sommer zu fahren – besonders heruntergefahrene Winterreifen mit 4 mm Profil oder weniger – verbietet der Gesetzgeber nicht. Dennoch stellen sich einige Kfz-Versicherungen im Schadenfall quer, wenn mit den Winterreifen im Sommer die falschen Reifen aufgezogen waren. Und darüber hinaus gibt es noch weitere Nachteile, die nur einen Schluss zulassen: besser keine Winterreifen im Sommer.

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Winterreifen im Sommer? Die Nachteile

Winterreifen im Sommer fahren, heißt Nachteile in puncto Reifen in Kauf nehmen. So verlängert sich dein Bremsweg mit Winterreifen ab sommerlichen 30° C auf trockener Fahrbahn enorm – um bis zu 16 m aus Tempo 100, testete der ADAC. Das klingt vielleicht nicht viel, bedeutet jedoch: Während das Sommerreifen-Auto steht, fährst du mit Winterreifen an diesem Punkt noch mit 37 km/h weiter. Das liegt an der weicheren Gummimischung der Winterreifen-Lauffläche. Bei Kälte – ab ca. 7 ° C – erhöht sich zwar der Grip des Winterreifen-Profils, wird es aber wärmer, nimmt die Haftung solcher Reifen eben ab.

Winterreifen im Sommer fahren, ist nicht verboten. Hat aber viele Nachteile.

Neue Winterreifen im Sommer: lieber erst recht nicht

Ein weiterer Punkt: Mit zunehmender Beladung, wenn du etwa mit Sack und Pack in den Urlaub düst, verschlechtert sich auch die Stabilität deines Fahrzeugs – vor allem bei kleinen Lenkbewegungen wie bei langgezogenen Kurven oder Ausfahrten an der Autobahn. Bemerkenswert ist wiederum: Die oben genannten 16 m verlängerter Bremsweg verkürzen sich auf 5 m, wenn die Winterreifen auf 4 mm Restprofil „runtergefahren“ sind. So dass gilt: Neue Winterreifen mit vollem Profil sind im Sommer auf trockener Fahrbahn überhaupt nicht empfehlenswert. Sicherer sind dann tatsächlich ältere Winterreifen mit Profil um die 4 mm.

Übrigens: Für deine Winterreifen empfiehlt der ADAC ein Minimum von 4 mm Profiltiefe – gesetzlich gefordert sind allerdings nur Reifen mit 1,6 mm Mindestprofil. Darüber hinaus sollten Winterreifen generell ab einem Alter von sechs Jahren ersetzt werden, so der ADAC. Der Grund: Der Reifengummi altert. Auch wenn dein Auto still in der Garage steht oder deine Reifen dort nur lagern, verschlechtern sich mit der Zeit die guten Hafteigenschaften der Reifen auf Schnee und Eis.

Die folgende Tabelle gibt dir einen guten Überblick über die Nachteile von Winterreifen für den Sommer:

Winterreifen im Sommer führen zu:

Grund:

längerer Bremsweg

Winterreifen haben schlechteren Grip als Sommerreifen auf trockener Fahrbahn

höherer Spritverbrauch

größerer Rollwiderstand, besonders bei nicht heruntergefahrenen Profilen deiner Winterreifen

stärkerer Reifenverschleiß

größerer Rollwiderstand der Winterreifen

Einbußen in puncto Sicherheit

längerer Bremsweg mit Winterreifen auf trockenen Straßen – besonders bei nicht heruntergefahrenen Winterreifen

Stabilitätsproblemen in Kurven (bei beladenem Auto)

Winterreifen haben schlechteren Grip als Sommerreifen auf trockener Fahrbahn

Winterreifen im Sommer? Es gibt keine „Sommerreifenpflicht“

Für den Wechsel auf Sommerreifen besteht in Deutschland keine Pflicht. Nur für den Winter existiert die sogenannte situative Winterreifenpflicht – seit dem 4. Dezember 2010. Fährst du auf Eis, Glätte oder Schneematsch ohne Winterreifen, riskierst du ein Bußgeld. Bei einem Unfall – verursacht durch fehlende Winterreifen – kann das sogar versicherungstechnische Folgen haben, sodass zum Beispiel deine Vollkasko Schäden nicht übernimmt. Gefordert sind entweder sogenannte M + S-Reifen oder Reifen mit Alpine-Symbol, die du an einem Berg-mit-Schneekristall-Piktogramm auf der Seite deiner Reifen erkennst.

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Außerhalb Deutschlands: Winterreifen im Sommer erlaubt?

Immer wieder ist zum Thema Reifen zu lesen: In Italien gäbe es ein Winterreifenverbot – also Winterreifen im Sommer seien unzulässig. Das ist nicht der Fall. Allerdings ist die Sache mit den Reifen hier etwas komplizierter. Seit dem Jahr 2014 ist es in Italien vom 15. Mai bis zum 14. Oktober nicht mehr zulässig, Winterreifen zu fahren, deren Höchstgeschwindigkeit nicht mit der Höchstgeschwindigkeit deines Fahrzeugs übereinstimmt. Du musst also Winterreifen fahren, die mit der gleichen Höchstgeschwindigkeit zugelassen sind, wie dein Auto im Prinzip fahren kann. Genauer: Deine Winterreifen müssen den Geschwindigkeitsindex erfüllen, den dein Auto bauartbedingt aufweist.

Zwischen dem 15. Oktober und dem 15. Mai darfst du wiederum Winterreifen fahren, die für geringere Geschwindigkeiten zugelassen wurden. Der Grund in Italien ist: Fährst du Winterreifen im Sommer, kommt es schneller dazu, die Höchstgeschwindigkeit deiner Winterreifen aufgrund der guten Straßenverhältnisse zu überschreiten. Das Verkehrsrisiko steigt.

Winterreifen fahren: Wie lange darf ich die Reifen fahren?

Beachte bitte: Wird es Frühling, macht es keinen Sinn, möglichst früh von Winterreifen auf Sommerreifen zu wechseln, denn oft „macht der April was er will“ und beschert erneut Winterwetter. Du brauchst also deine Winterreifen. Davon abgesehen sind die Service-Werkstätten für den Wechsel der Winterreifen im März/April oft ausgebucht, weil jeder seine Reifen für den Sommer aufziehen möchte. Lässt du dir einfach etwas mehr Zeit, bedeutet das weniger Stress für alle.

Fazit: Ganzjährige Fahrt mit Winterreifen nicht empfohlen

Frühlingshafte Temperaturen von bis zu 15 ° C machen deinen Winterreifen nichts aus. Auch der etwas höhere Abrieb beim Winterreifen scheint heute vernachlässigbar. Der verlängerte Bremsweg deiner Winterreifen auf trockenen Straßen im Sommer sowie das zunehmende Stabilitätsproblem bei höherer Beladung sprechen jedoch gegen eine ganzjährige Verwendung deiner Winterreifen.

Reifen selber wechseln – oder besser in die Werkstatt?

Reifenwechsel steht an, egal ob Sommer- oder Winterreifen – dann heißt es: ab in die Werkstatt mit den Reifen. Es sei denn, du willst deine Reifen einfach in der Garage selber aufziehen. Mit etwas Zeit und einer guten Anleitung – oder noch besser einem, der dir beim ersten Mal zeigt, wie es geht – kannst du die Reifen auch selbst aufziehen. Prüfe bitte nur direkt nach dem Aufziehen der Reifen den Reifendruck – etwa an einer Tankstelle – und nach 50 Kilometern noch einmal die Radmuttern, denn die lockern sich gerne wieder. Bei neuen Wagen mit Reifendruckkontroll-Systemen musst du auch dieses wieder in Betrieb nehmen. Dann kannst du von Winterreifen auf Sommerreifen oder zurück auf Winterreifen auch selbst den Wechsel von Reifen vollziehen.

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Allwetterreifen: ein guter Kompromiss bei Reifen, aber mit Mehrkosten

Willst du deine Reifen nicht zweimal im Jahr wechseln, bieten sich statt Sommer- und Winterreifen im Duo als Alternative die Allwetterreifen an – auch Ganzjahresreifen genannt. Das „Symbol Winterreifen“, also das M+S-Symbol oder das neue Alpine-Symbol aus 2018 tragen auch diese Reifen. Allwetterreifen sind ein guter – meist in der Anschaffung allerdings auch ein wenig teurer – Kompromiss aus den Fahreigenschaften beider Reifen: Sommer- wie Winterreifen. Bist du Wenigfahrer, bewegst dein Auto vornehmlich in der Stadt und wohnst nicht gerade in der alpinen Region, schau dir Allwetterreifen vs. Winterreifen ruhig einmal genauer an.

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